§. 1. Land und Volk der Germanen.
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Familienglieder. An das Wohnhaus schlossen sich Stall und Scheune an. In unterirdischen Räumen wurden die Vorräte ausbewahrt und durch Stroh und Baumzweige gegen die Strenge des Winters geschützt. Das Besitztum des Einzelnen nannte man Gehöft.
Tugenden. Die alten Deutschen zeichneten sich durch Liebe zur Freiheit, durch Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit aus. Ein deutsches Ja galt nach Tacitus mehr als ein römischer Eid. Nicht minder rühmten die Römer die Reinheit ihrer Sitten und ihre unbegrenzteg äst freund sch aft. Sie hielten es für Unrecht, einem Fremden ein Obdach zu verweigern, und bewirteten jeden nach Vermögen. Besaß ein Hauseigentümer selbst nichts, was er seinem Gaste hätte vorsetzen können, so geleitete er den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit, wie ein Bekannter des Hauses, gastlich ausgenommen wurde. Verließ der Gaftsreund das Haus, so gab man ihm mit, was er verlangte.
Laster. Doch waren die alten Deutschen nicht frei von Fehlern. Mit Recht warf man ihnen Liebe zum Tr unke und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen hinzubringen, wobei häufig Zank und Streit entstand und blutige Raufereien die derbsten Schmähreden unterdrückten. Man benutzte aber auch solche Gelage zur Aussöhnung oder beriet bei ihnen die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst am folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trunke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamerweise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten aus Gewinn und Verlust so tollkühn, daß sie, wenn alles verloren war, auf den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war als sein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel gewonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinstes.
Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und Fischfang. War der Krieg beendet, so trieben sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen allein hielten die
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Aus der deutschen Vorzeit.
alten Germanen für ehrenvoll, und darin wurden auch die Knaben von Jugend auf geübt. Es gab für die Jünglinge kein größeres Fest, als wenn sie zuerst mit dem Vater die reißenden Tiere des Waldes erjagen oder das heiße Getümmel der Schlacht an seiner Seite kennen lernen durften. Der Sohn lernte vom Vater den Gebrauch der Waffen hochachten und die Beschäftigung des Friedens geringschätzen. Darum blieben auch die Männer, wenn Krieg und Jagd ruhten, müßig und stöhnten ihrer Eß- und Trinklust oder schliefen, indem sie die Bebauung des Ackers und die Hut der Herden den Knechten und Sklaven, die Sorge für Haus und Hof den Frauen überließen. Sie hielten es für unwürdig, den Acker zu bauen und durch Schweiß und Arbeit den Lebensunterhalt zu erwerben, wenn man ihn auf anderem Wege, durch Kamps und Blut, gewinnen könne Daher standen Ackerbau und Viehzucht aus niedriger Stufe; der Handel war auf den Eintausch fremder Gegenstände, wie Waffen, Schmucksachen, Metalle, Wein gegen Tierfelle, Vieh, Bernstein u. a. beschränkt. Gewerbe wurden nicht getrieben, und Handwerker kannte man nicht: Hausgeräte und Kleidung stellten die Hausgenossen
selbst her.
Waffen. Die freien Germanen trugen als äußeres Abzeichen ihrer Freiheit stets den Schmuck der Waffen; die Knechte wurden dieser Auszeichnung nicht für würdig erachtet. Die Waffen waren in der ältestenßeit aus Stein, später aus Metall. Die Hauptwaffen waren: der Speer, mit kurzer Eisenspitze zu Stoß und Wurf, der aus Holz gefertigte und mit einer Tierhaut überzogene Schild, zum Schutze gegen Wurf und Hieb, sowie ein langes, gerades Schwert; dazu kamen Bogen und Pfeile. Einzelne Völkerschaften trugen Streitäxte. Helm und Panzer wurden nur von wenigen getragen; das Haupt war entweder frei, oder es war mit der Schädelhaut eines Stieres bedeckt, welcher man Ohren und Hörner belassen hatte. Tierbilder nahmen die Stelle der Fahnen ein.
Die germanischen Frauen standen allenthalben in hohen Ehren. Man glaubte, es wohne ihnen etwas Heiliges inne, und sie könnten mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Die Ehre und Unschuld der Frauen war den Männern stets heilig; niemand lächelte über das Laster. Die Ehe wurde von dem Manne selten vor dem 30., von der Jungfrau selten vor dem 20. Lebensjahre eingegangen. Die Tochter erhielt keine Mitgift; der Bräutigam mußte vielmehr die Braut den Eltern förmlich abkaufen und ihr auch ein aufgezäumtes Roß, einen Schild und einen Speer schenken. Diese Gabe hatte bei den
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